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Sunday, September 7, 2014

Woche Schicksal von Karstadt


Banges Warten bei Karstadt: Nach dem erneuten Eigentümerwechsel tritt nun erstmals der Aufsichtsrat des Unternehmens zusammen. Hat der neue Besitzer ein Konzept für die Zukunft?
Neuer Investor - alte Ängste: Für die rund 17 000 Karstadt-Mitarbeiter geht es in dieser Woche mal wieder ums Ganze. Zittern und Bangen um den eigenen Job gehört für die Beschäftigten der angeschlagenen Warenhauskette seit Jahren zur traurigen Routine. Auch nach dem Einstieg des Tiroler Immobilieninvestors René Benko bleibt das Schicksal des seit Jahren ums Überleben kämpfenden Traditionsunternehmens völlig offen. Mit Spannung wird deshalb an diesem Donnerstag (11. September) die erste Sitzung des Karstadt-Aufsichtsrats nach dem überraschenden Eigentümerwechsel erwartet

Wenn es um die Inhalte der Sitzung geht, heißt die Devise Stillschweigen. Doch Benko will nach dem erfolglosen Engagement seines Vorgängers Nicolas Berggruen nun offenbar durchgreifen. Nach der in aller Eile erfolgte Umbesetzung des Kontrollgremiums hat der neue Eigentümer bereits mehrere Vertraute im Aufsichtsrat. Auch im Management des Warenhausunternehmens räumten bereits einige Führungskräfte ihre Sessel.

Alles auf dem Prüfstand

An der Spitze des Karstadt-Kontrollgremiums steht weiter der Handelsexperte Stephan Fanderl, der die Beschäftigten bereits vor knapp zwei Monaten unmissverständlich auf einen harten Sanierungskurs eingestimmt hatte.
"Es ist klar, dass Karstadt in der derzeitigen Situation alles auf den Prüfstand stellen muss. Und zwar schnell", betonte Fanderl damals in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Bis zu einem Viertel der derzeit 83 Karstadt-Filialen bereiteten dem Unternehmen Sorgen und könnten vor der Schließung stehen, so Fanderl in dem Interview.
Nichts deutet darauf hin, dass sich die Situation des Warenhausunternehmens seitdem verbessert haben könnte. Hoffnungsträger sind Mangelware bei Karstadt, seitdem sich der einst als Retter gefeierte Investor Berggruen in den vergangenen Wochen mit einer miserablen Bilanz verabschiedet hat. Erst Ende August hatte Karstadt in einer Veröffentlichung im Bundesanzeiger eingeräumt, dass eine Rückkehr in die schwarzen Zahlen nach anhaltenden Verlusten für das Unternehmen erst in einigen Jahren realistisch sein könnte.
Der im April verfasste Jahresabschluss spiegelt allerdings noch die Planungen der inzwischen ausgeschiedenen Karstadt-Chefin Eva-Lotta Sjöstedt wider. Die Gewerkschaft Verdi erteilte einer"Politik der reinen Kostensenkung" bereits im vor der Sitzung eine Absage. "Karstadt wird eine Zukunft haben, wenn in die Warenhäuser ausreichend investiert und ein schlüssiges Konzept vorgelegt wird, das auch regionale Besonderheiten beachtet", so Verdi-Sprecherin Eva Völpel. Erwartet werde ein Zukunftskonzept, das den Erhalt der Arbeitsplätze an die erste Stelle stellt.

Kein richtiges Konzept für die Zukunft

Nur wie so ein Konzept aussehen könnte, ist derzeit noch völlig unklar. Experten wie der Handelsfachmann Gerd Hessert fordern bereits seit langem millionenschwere Investitionen in die Zukunft des 2009 in die Insolvenz gegangenen Warenhausriesens. Bis zu einer Milliarde Euro seien notwendig um das Unternehmen zu sanieren, so Hessert. Die Kosten für die Schließung von etwa 20 Filialen bezifferte er auf noch einmal rund 100 Millionen Euro.
Der Handelsexperte Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein schätzt sogar, dass in den Warenhäusern des Konzerns inzwischen ein Investitionsstau von mindestens 1,5 Milliarden Euro entstanden ist. Auch Markenexperte Klaus-Dieter Koch von der Managementberatung Brand Trust ist überzeugt, das Benko einen Schnitt machen muss. "Der Erhalt der Warenhäuser in ihrer jetzigen Form hat keine Chance", meint er. Eine Sanierung sei notwendig"bis hin zum Totalabriss mancher Häuser". Schließlich gehe es darum, sich mit einem Einkaufserlebnis gegen den Boom des Online-Handels zu behaupten.  

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